2024 – Heimat Fotoshoot

Für einen Fotoshoot zu dem Projekt “Roots” habe ich ein Kostümentwurf zum Thema Heimat angefertigt.

Es ist eine Auseinandersetzung mit dem Deutschen Nationalsozialismus und der damaligen Rhetorik gegen verfolgte Personen.  Das Ganze ist eine Auseinandersetzung mit meiner Vergangenheit und Gegenwart.

Foto von Florian Kolmer

Heimat – Ole Ferchland​​​​​​​

Das Schwierigste mit der Frage der Heimat ist für mich der Umgang mit ihr. Denn in meiner Heimat zeigen Menschen dieselbe Voreingenommenheit, wie sie üblicherweise in den unentwickelten, vorindustriellen Gesellschaften Europas anzufinden waren. Grundlegend hat sich seit dieser Zeit viel getan. Aber nicht genug. Leider. 
Noch heute ist es für nicht an das öffentliche Bild angepasste Personen, wie beispielsweise Personen der Queeren Community teilweise schwierig in die Öffentlichkeit zu treten. Es geschieht immer noch viel zu oft, dass Personen in der eigenen Heimat andere demütigen, beschimpfen und sogar bedrohen. Alles etwas, was ich in den letzte drei Jahren am eigenen Körper erlebt habe.
 
Bei diesem Kostümprojekt habe ich mich mit dieser Problematik befasst. Ich nehme dabei insbesondere Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus, in der bekanntlich versucht wurde, jegliche Formen von Minderheiten anzuprangern und auszurotten. Angehörige von Minderheiten wurden damals aus ihrer Heimat herausgerissen. Sie haben ihr Leid in und vor allem durch ihre Heimat erfahren, die sie gesamtgesellschaftlich zu großen Teilen verstoßen hat. Heute werden Betroffne, zumindest in Deutschland, zwar meist nicht mehr verstoßen, allerdings wird anstelle dessen ein Unwohlbefinden in den Körper gepflanzt, dass jedes Mal verstärkt wird, wenn Menschen dieser Minderheiten Leid durch ihre Heimat erfahren. Dies ist ein stetig wachsendes Gefühl, das Wurzeln schlägt. Ich fühle mich unwohl in meiner Heimat; wenn ich durch meine Straße gehe; wenn eine neue Person in die U-Bahn einsteigt.
 
Meine Heimat ist Deutschland. Aber mit der Frage der Heimat und unserer Beziehung zu unserem Zuhause, gehört auch die Akzeptanz. Meine Heimat ist, wie sie ist. Sie ist keine Wunschvorstellung eines Autokraten. Sie ist die Realität. Sie ist Modern. Und meistens ist sie freundlich oder zumindest akzeptierend.
Deutschland ist keine homogene Masse und als solche muss sie akzeptiert werden. Von mir selbst, aber auch von Tätern.

Die Bilder des Moodboards wurden dem Internet entnommen.